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Einführung eines Ehrenamtsgütesiegels
Im Regierungsprogramm festgehalten ist die Schaffung eines Ehrenamtsgütesiegels, “um die freiwillige und zivilgesellschaftliche Arbeit und die dadurch erworbenen Qualifikationen (insbesondere bei jungen Menschen) zu zertifizieren, zu dokumentieren und gegebenenfalls bei Bewerbungen zu berücksichtigen“.
Die Evaluierung hat aber gezeigt, dass nur wenige wissen, dass es sich um einen Qualifikationsnachweis für Freiwillige handelt. Die meisten Befragten verstehen darunter ein Qualitätssicherungssystem für Freiwilligenorganisationen. Der Zweck eines solchen Gütesiegels wurde deshalb stark hinterfragt und auf die hohen Kosten für Organisationen, die im Zuge einer Zertifizierung in der Regel entstehen, verwiesen.
Der Begriff des im Regierungsprogramm erwähnten Ehrenamtsgütesiegels sollte deshalb überdacht und ein entsprechendes Konzept mit Vertreter:Innen von (großen und kleinen) Freiwilligenorganisationen diskutiert werden, um zu einer Entscheidung zu kommen, ob ein solches sinnvoll umgesetzt werden kann.
- Was verstehen Sie unter einem „Ehrenamtsgütesiegel“?
- Was ist aus Ihrer Sicht der Mehrwert?
- Wer sollte es bekommen?
- An welche Bedingungen sollte die Vergabe geknüpft sein?
- Wie könnte es (anders) heißen?
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14 Kommentare
Meine erste Wahrnehmung aufgrund der Bezeichnung war ebenfalls ein Qualitätsnachweis für die Organisation und nicht ein Qualifikationsnachweis für die Freiwilligen selbst. Die Bezeichnung "Ehrenamtsgütesiegel" sollte tatsächlich nicht verwendet werden.
Für Zivildienstleistende wird nach ihrem Zivildienst eine standardisierte sogenannte Kompetenz-Bilanz von den Trägerorganisationen erstellt. Diese kann dann für spätere Bewerbungen als Qualifikationsnachweis verwendet werden. Vielleicht ist für die "Ehrenamtlichen" eine ähnliche Vorgehensweise denkbar. Es gäbe also eine standardisierte Darstellungen der Kompetenzen/Fähigkeiten, die während der Tätigkeit erlangt wurden und worin die Tätigkeiten bestanden. Es gäbe hier also schon etwas, worauf aufgebaut werden könnte: https://www.zivildienst.gv.at/einrichtungen/zeugnisse.html
Als Bezeichnung könnte es in die Richtung "Freiwilligen-Kompetenz-Bilanz" gehen.
Viel Erfolg
Aus meiner Sicht ist der Zugang - Menschen mit einem Gütesiegel zu versehen - fragwürdig.
Sinnvoller wäre es, Organisationen, die gewisse Qualitätskriterien in der Freiwilligenkoordination erfüllen, zu zertifizieren.
Das Ziel aus dem Regierungsprogramm, das Engagement junger Menschen und dadurch erworbene Qualifikationen sichtbar zu machen, lässt sich aus meiner SIcht über den Freiwilligennachweis und damit verbundenen Kompetenzprofilen besser erreichen.
Der Namenszusatz Gütesiegel führt besonders leicht zu Verwechslungen und Missverständnissen. Wie Fr. Plöchl und Hr. Hörhan bereits dargelegt haben, werden Gütesiegel Organisationen zugeordnet und nicht Personen. Lt. der Beschreibung handelt es sich ja offensichtlich um eine, durch die freiwillige Tätigkeit, erworbene Qualifikation einer Person und kein Gütesiegel (wie z.B. ISO9001 ... etc.). Die Qualifikation wird ja aber schon in der Evaluierung, im Freiwiligenpass sowie im Bericht über die Freiwilligentätigkeit dokumentiert. Ein "Qualitätssiegel" für die Person, welche sich freiwillig engagiert, würde zu erhöhtem bürokratischem Aufwand beim Ministerium und organisatorischem Aufwand bei der freiwilligen Person führen ... abgesehen von vermutlich notwendigen Zusatzkosten (siehe auch Kosten für Workshops auf dem Freiwilligenweb; diese sind für kleine und kleinste Organisationen nur schwer zu stemmen, wenn es laufende Kosten im Jahr sind).
Ich stimme meinen „Vorrednern“ völlig zu. Der Begriff Gütesiegel sorgt für Verwirrung, besonders da per Definition die Qualifikationen ohnehin bereits vom Pass abgedeckt werden.
Zur Qualitätssicherung der freiwilligen und ehrenamtlichen Tätigkeit ist ein Qualitätssiegel sinnvoll. Es muss aber auch einen Benefit für die Besitzer: innen haben. Im ehrenamtlichen Sport gibt es bereits interne aber auch externe Ausbildungen. Für die Ausgebildeten muss es zur Motivation im Gesetz verankerte Anerkennung und Begünstigungen (z. B. Absetzbeträge etz.) geben.
Ein „Gütesiegel“ für den Freiwilligen selbst kann der entsprechende Freiwilligenachweis sein. Gütesiegel für die Freiwilligenorganisation sind dann sinnvoll, wenn sie einen klaren Nutzen stiften, der organisatorische Mehraufwand im Rahmen bleibt und das Gütesiegel auch für die Organisationen, die sich einem entsprechenden System anschließen, Vorteile bringt. Ebenso diskussionswürdig kann eine Auszeichnung für „freiwilligenfreundliche“ Unternehmen sein.
Teilweise gibt es dies bereits. Sollte auf Organisationen/Vereine beschränkt sein. Bedingungen sind zu definieren. Wird sehr schwer sein, da jede Freiwilligenorganisation eigene Gütenachweise erforderlich macht.
Dahefr nur bedingt möglich, aber aus Gründen der Konsumentensicherheit/Schutz sicherlich erägensweert. Bundeseinheitliche Grundgerüste für das Siegel
Wir verstehen das als individuellen Nachweis der durch ehrenamtliches Engagement erworbenen Kompetenzen. Der Begriff Gütesiegel ist missverständlich.
aufZAQ zertifiziert seit mehr als 15 Jahren nicht-formale Bildungsangebote in der Jugendarbeit. aufZAQ ist gerade dabei, ein individuelles Anerkennungsverfahren für die Jugendarbeit zu entwickeln. Durch ein standardisiertes Anerkennungsverfahren sollen nicht-formal erworbene Kompetenzen von Personen für sie selbst als auch für andere nachgewiesen und damit sichtbar gemacht werden. Dieses Anerkennungsverfahren könnte auch für im Bereich ehrenamtliches Engagement angewendet werden.
Das Anerkennungsverfahren kann zu einem verstärkten Selbstbewusstsein und einer Aufwertung von ehrenamtlichem Engagement führen. Für Personen, die ihre Kompetenzen vor allem in der Praxis erworben haben, eröffnet das Verfahren die Möglichkeit, diese in Form einer Qualifikation nachzuweisen und anerkennen zu lassen und diese dadurch am Arbeitsmarkt zu verwerten.
Ein Gütesiegel sollte sich tatsächlich auf die Organisation beziehen. Zu klären ist, nach welchen Kriterien es vergeben wird, wer diese Zertifizierung durchführt, in welchen Abständen sie erneuert werden sollte, mit welchem Aufwand das Procedere für die Organisation verbunden ist, wieviel das kostet und welche Ansprüche sich daraus ableiten lassen - bekommen zertifizierte Organisationen dann irgendwas leichter oder mehr? Oder ist das Gütesiegel "nur" ein Wegweiser für Interessierte, um an keinen windigen Verein zu gelangen (falls es sowas gibt :-) ) bzw. Bestätigung für Ehrenamtliche, bei einer "guten" Organisation zu sein?
Als Gütesiegel für die Freiwilligen sehe ich auch Instrumente wie Freiwilligenpass, Tätigkeitsnachweis etc. besser geeignet.
Ich stimme allen zu, die ein Gütesiegel für Freiwillige nicht für sinnvoll halten. Einen Kompetenznachweis zu haben, der stichhaltig ist und nach gewissen standardisierten Kriterien ausgestellt wurde, halte ich dagegen für sehr sinnvoll. Die Bezeichnung "Gütesiegel" sollte daher hier nicht verwendet werden, führt sie doch v.a. auch zu Missverständnissen.
Anders sieht es aus bei der Frage nach der Qualität des Umgang mit den Freiwilligen, bei den vereinsintern vorgesehenen Rahmenbedingungen für Freiwillige, bei den Ressourcen, die für Freiwilligenmanagement und -koordination vorgesehen und budgetiert sind. Da macht es m.E. Sinn, die Frage nach Qualitätsstandards zu thematisieren und in weiterer Folge auch über Zertifizierungen (wie es sie ja auch z.B. für Erwachsenenbildungseinrichtungen gibt) für Freiwilligenorganisationen nachzudenken. Und da hielte ich es für sinnvoll, dass Organisationen, die sich an Qualitätsstandards halten, einen leichteren Zugang zu Fördermitteln erhalten.
Auch bei diesem Punkt wäre eine Schärfung der Begrifflichkeiten wichtig: wenn hier von "digitalem Freiwilligenpass" die Rede ist, dann ist ja die digitale Version des Tätigkeits- oder Kompetenznachweises gemeint. Es sollte der Begriff "Freiwilligenpass" daher nur für das kleine Heft verwendet werden, in das Tätigkeitszeiträume eingetragen werden können.
Eine digitale Möglichkeit, den Kompetenznachweis zu erstellen, halte ich für sinnvoll, aber die Anmeldung/Registrierung über die Bürgercard - also privat durch eine/n Organisationsmitarbeiter/in - halte ich für misslungen und dringend änderungsbedürftig.
Die Einführung eines Ehrenamtsgütesiegels wurde auch im Dialogforum Ehrenamt am 19.04. im Parlament in der Hofburg diskutiert. Dem Gütesiegel für FIRMEN war dort ein eigener Workshop gewidmet. Hier wurde die Zertifizierung von Unternehmen diskutiert, die z. B. Freiwilligen-freundliche Strukturen haben (zusätzliche Urlaubstage etc.). Die Zertifizierung von Freiwilligen war dort nicht Thema. Ein weiteres Beispiel dafür, dass die Begrifflichkeiten nachgeschärft werden müssen ...
Unter dem Titel "Ehrenamt" findet sich aktuell ein Sammelsurium an freiwilligem Engagement, von sehr unterschiedlicher Qualität. Alles dient der Gemeinschaft und sollte nicht einem "Gütesiegel" unterworfen werden - würde wohl wieder jedes Engagement ersticken. Vielmehr würde es helfen, Freistellungen in bestimmtem Ausmaß in Unternehmen zu fördern, wo Ehrenamtler ihren Brotberufen nachgehen (Urlaubstage?). Bei jungen Menschen, die noch in Ausbildung stecken, würde es helfen, ehrenamtliches Engagement nicht nur als Berufserfahrung milde abzuurteilen, sondern ihnen dafür diese Zeiten voll in der Sozialversicherung anzurechnen.
Die Begrifflichkeiten sind hier noch zu unklar. Jedenfalls wäre ein Gütesiegel für Freiwillige nicht so zielführend, wie für Organisationen, die im weiteren Verlauf Bestätigungen vergeben können (auf denen dann ein Gütesiegel enthalten ist).
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